The Project

Was bestimmt unseren Alltag, in einer Zeit die nichts Alltägliches an sich hat? Ein scheinbar nicht enden wollender Stillstand und mit ihm Erfahrungen der Unvollständigkeit und Einsamkeit, des Kontrollverlustes, der Unproduktivität und der inneren Anspannung. Wir müssen neue Räume finden. So wird die Oberwelt in der Reinsburgstraße 93 in Stuttgart für das kommende Jahr zu unserer Wahlheimat, die wir jeden Monat für einen Sonntag aufs neue beziehen werden. Durch das Schaufenster für alle Sichtbar und doch geschützt, stellen wir uns aus und laden alle ein, ob geplant oder zufällig beim Spaziergang darüber stolpernd, uns dabei zuzuschauen. Der Raum wird zur Konstante für unsere immer neuen Ansätze. Hier wollen wir Bewegung in den Stillstand, unseren Alltag und den unseres Publikums bringen. Wir wollen diesen Zustand des Stillstands auskosten, in die Länge ziehen, sein Potential entdecken und es uns zu eigen machen. In zwölf verschiedenen Versuchen bewegen wir uns zwischen Drama, Tanz, Performance und Installation und erforschen nicht nur den Stillstand in seinen Facetten und Mechanismen, sondern testen auch unseren eigenen Grenzen der Ausdauer und Belastbarkeit. Dabei dient uns jedes Mal ein anderer Aspekt des Stillstands als Ausgangspunkt für unsere Auseinandersetzungen.

Die Entscheidung das Projekt auf den Zeitraum eines ganzen Jahres auszulegen ist eine Herausforderung an uns und unsere Kunst. Wir leben in einer Zeit sich ständig wandelnder Umstände und Auflagen, in der es unmöglich scheint abzusehen was in den nächsten Monaten geschehen wird, geschweige denn in einem Jahr. Dieser Herausforderung wollen wir uns stellen, einen Plan schmieden und diesen bis zum Ende verfolgen. Unsere gegenwärtigen Umstände bestimmen unser Denken und unsere kreative Arbeit. Doch wie haltbar sind unsere Ideen von heute? Was passiert wenn wir sie wegpacken um sie in zehn, elf, zwölf Monaten, wenn vielleicht schon wieder alles anders ist, hervorzukramen? Werden sie durch eine neue Situation mit neuer Bedeutung aufgeladen oder verstaubt und überholt erscheinen? Diesen Fragen wollen wir uns mit diesem theatralen Experiment annähern. Die zwölf Konzepte stehen, die Bewegungen sind geprobt – jetzt gilt es abzuwarten und zu schauen was passiert.

Das Projekt ist im Rahmen des Themenmoduls „Gegenwart“ der ADK in Ludwigsburg entstanden, in Zusammenarbeit mit Studierenden der ABK Stuttgart und der Oberwelt e.V.

Projektdozent*innen: Martina Grohmann, Bernhard Herbordt, Melanie Mohren, Tomáš Zielinski (Dramaturgie, Regie) | Laura Tetzlaff (Schauspiel) | Christin Vahl